Donnerstag, 11. November 2010

Arbeitsverweigerung

Als Zivi bin ich ja in einer gewisser Weise abgesichert, was Arbeitsverweigerung angeht. Gott sei Dank.
Im Moment ist bei uns auf der Station die Hölle los. Ein Viererzimmer wird gerade renoviert, damit es für die Weihnachtssaison auch gut aussieht ;-) Allerdings haben wir im Moment so viele Patienten, dass wir schon Dreierzimmer mit vier Personen belegen. Muss sein, weil das Belegeungsmanagement das so will. Punkt. Und wenn die vom BM das sagen ist das so. "Im Comuter steht, dass bei euch noch Platz ist. Ihr bekommt noch eine Galle." -> Ähm, ja. Wir haben zwar nur noch ein Knochenbett frei, aber sonst keine Probleme. Dankeschön."
Dann steht man da und hat die Qual der Wahl, zu welchem Zimmer man zuschiebt. Logischerweise in ein Bauchzimmer. Das Knochenzimmer war dann auch schnell belegt und bei den Knochen haben wir dann auch begonnen, zuzuschieben.
Irgendwann habe ich (nach 9 Neuaufnahmen, hallo ???) den Überblick verloren. Just in dem Moment, wo ich mich an den Rechner setze, um mir a) einen neuen Belegungsplan auszudrucken (es nervt einfach, wenn man in die Zimmer geht und fragen muss, wo Herr Meier liegt. Dann kommt aus einem Bett fast in der Waschecke ein "jaa?") und b) um Pflegeberichte zu schreiben.
Natürlich kommt die Jahrespraktikantin bevor ich meinen neuen Plan habe und fragt mich:
"Kannst du mir beim Klysma (-> Einlauf) helfen? Ich habe das noch nie gemacht."
Ich bin natürlich ein ganz Netter und komme mit. Der Name sagt mir sogar wage etwas. Also gehe ich in das Zimmer und frage:
"Wer von Ihnen ist den Frau Meiermüllerschulze?"
Jo, ne. Das war eine 17-jährige. Habe ich prinzipiell kein Problem mit, ich kann in so einem Fall die Distanz waren, zumal die Dame meinem Geschmeck gar nicht entsprochen hat. Aber es wird verdammt schnell falsch interpretiert, wenn man einer jungen Frau einen Einlauf gibt. Schnell ist das dann sexuelle Belästigung.
Also habe ich den Auftrag an eine ältere Krankenschwester weitergegeben. Die meinte, ich solle mich nicht so anstellen, das ist technisch das gleiche und niemand würde solche Verleumdungen tätigen.

Fakt ist, dass ich im diesem Falle die Arbeit verweigert habe, da ich mir später keine Vorwürfe anhören möcchte. Logischerweise könnten solche Vorwürfe auch von älteren Menschen kommen, denen ich einen Einlauf verpasse, aber 1. sind wir meist zu zweit, da unsere Patientin oft chirurgisch sind und gedreht werden müssen. Und 2. glauben die wenigsten Ü60 an sexuelle Belästigung.. 3. geben wir vom männlichen Pflegepersonal selten bei Frauen einen Einlauf. wir arbeiten meistens geschlechterb ezogen (Mann-Mann, Frau-Frau). Lediglich das Mann-Mann geht nicht immer, da wir mit Schülern, Praktikanten und Zivi nur drei Männer auf der Staiton haben. Davon ist keiner examiniert.
Im Nachhinein betrachtet bin ich mir schon sicher, dass die Entscheidung richtig war, bei ausreichend weiblichem Pflegepersonal diese Aufgabe weiterzugeben. Natürlich hätte ich es gemacht, wenn es ein Notfall gewesen wäre, aber dass dies eintrifft ist seh unwahrscheinlich. oder hat schonmal wer einen Menschen gesehen, dessen Überleben von einem Einlauf abhing? Ich nicht.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Liebe User,

es gilt die Standart-Regelung: Keine Beleidigungen, kein Spam, keine unangebrachten Kommentare. Ich lege fest, wer in eine dieser Kategorien fällt und behalte mir vor, die Kommentare dann zu löschen.