Donnerstag, 11. November 2010

Traurig, traurig

Eine Patientin sollte heute planmäßig entlassen werden. Eigentlich ging es ihr auch sehr gut. Sie hat eine Sprunggelenksfraktur gehabt und diese war soweit, dass sie nach Hause konnte, wo ihr Mann síe weiterversorgt hätte. Alter: Ca. 70
Und dann geschah gegen sieben uhr folgendes:
Ich bin gerade im Nachbarzimmer (Isolierzimmer, Verdacht auf Salmonellen) und höre nur ein geschrieenes: Hilfe!!!
Also habe ich mir die Klamotten vom Leib gerissen, dachte mir, dass andere sowieso vor mir da sind und habe mich desinfiziert.
Dann bin ich zum Nachbarzimmer und wollte die Tür aufmachen. Ging nicht. Also habe ich durch die Tür gerufen, warum die Tür nicht aufgeht. Da steht das Bett vor.
Aha.
Also habe ich mit viel Schmackes und viel Anlauf die Tür aufgehauen. Danke Schulter, dass du so stabil bist ;-)
Besagte Patientin stand im Zimmer und hat zunächst meine Kollegin und dann auch mich mit einer zerbrochenen Wasserflasche bedroht. Dabei tropfte Blut von ihrer Hand. Scheinbar hat sie sich geschnitten.
Ich habe dann erstmal das Bett zurechtgerückt (natürlich nicht ohne die Patientin außer Acht zu lassen). Dann habe ich einen Arzt gerufen und ihn gefragt, was Sache ist (soo durch die Blume mit leiser Stimme. Frau S. ist nämlich schwerhörig).
Der Arzt kam auch schnell, war ja schließlich Visite. Wir haben die Patientin dann mit drei Mann im Bett fixiert. 5-punkt Fixierung. Natürlich hat sich die Patientin gewehrt, in diesem Fall kam wieder ein Medikamenteneinsatz des Arztes. Dormicum macht Omi stumm sagt man.....vielleicht war es auch Haldol, ich habe nicht mehr aufgepasst.
Passiert ist uns beiden nichts, der Patientin natürlich bis auf eine Sedierung auch nichts.
Allerdings hat diese Frau jetzt einen Freischein für eine psychatrische Behandlung gewonnen. Ihr Mann ist gestorben, während sie im Krankenhaus war und sie hatte wohl in der letzten Nacht diese tragische Nachricht erfahren. Auf dem Heimweg vom Krankenhaus ist er wohl vor einen Baum gefahren.
Es ist schon hart, auf welche Weise man mit den Schicksalen der Patienten konfrontiert wird. Vor allem auch wie häufig, aber damit muss man in der Pflegebranche scheinbar leben können.
Trotzdem grübele ich schon drüber.

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