Sonntag, 10. Oktober 2010

Meine Ur-Oma

In den letzten vier Tagen haben wir meine Ur-Oma gesucht. Sie ist 88 Jahre alt und leidet leider an Alzheimer. Das ist ja manchmal gar nicht soo selten. Seit vor 11 Jahren ihr Mann gestorben ist, lebt sie alleine.  Was sich aber in den letzten vier Tagen abgespielt hat, nene....:

Tag 1: Die ganze Sippe weiß schon zur Mittagszeit, dass Oma nicht da ist. Ihr Auto (!) ist ebenfalls nicht da. In ihrem Kleiderschrank fehlt Wäsche.

Tag 2: Die ganze Sippe streitet sich: Vermisstenanzeige, oder nicht?

Tag 3: Immer noch keine Vermisstenanzeige. Alle, die im Entferntesten mit Oma jemals zutun gehabt haben werden angerufen.

Tag 4:

Es klingelt. Ich mache die Tür auf und wer steht vor der Tür? Die gesuchte Ur-Oma....da bin ich aber mal gespannt. Folgender Dialog spielt sich (in ungefähr) ab:

I: "Oma, wo hast du gesteckt....wir haben dich alle gesucht. Komm bitte rein und setze dich. Willste nen Kaffee?"
O: " Och ja, Kaffee wäre jetzt echt nett. Ich bin echt müde. Sag mal, kann mein Auto da stehen bleiben?"
Ich schaue raus und sehe, dass der Nachbar absolut keine Chance mehr hat, seinen Corsa aus der Parkbucht zu quetschen.

I: "Ehm, nein eigentlich nicht. Der Rüdiger kommt sonst nicht mehr raus. Wenn du mir die Schlüssel gibst, setze ich dir das Auto um."
Eigentlich sollte sie nicht mehr autofahren....
O:" Nee, dass mach ich schon. Ich kenn das, wenn du mit meinem Auto gefahren bist, verstellst du immer die Sitze und so. Das mag ich nicht." -> Oma: 1,50 m groß. Ich: 2,00 m. Da verstellt man schonmal was^^.

Ich resigniere und sehe mit großen Erstaunen zu, wie sich meine Ur-Oma in ihr Auto setzt (By the way:  Ein neuer Golf GTI. Den kannte ich voher auch nicht.) und ihn rückwärts in eine andere, freie Parkbucht knallt. Richtig professionell. Ich hätte es nicht anders gemacht und auch nicht besser. Respekt.
Wie wir dann am Tisch sitzen kommt auch der Rest meiner Familie dazu. Alle wollen natürlich wissen, wo sich Oma rumgetrieben hat.

I: "Aber jetzt erzähl mal Oma. Wo bist du die letzten vier Tage gewesen. Wir haben dich gesucht."
O:"Ich habe mir ein neues Auto gekauft. Das ist echt schön. Dann bin ich die am Montag und Dienstag ein wenig rumgecruist (Sie benutzte dieses Wort wirklich!!!!). Dann habe ich ersteinmal gemerkt, dass das ein ganz schön schneller Flitzer ist."
I: "Aha, und dann haste was gemacht?"
O:" Ich bin auf die Autobahn gefahren. Voher habe ich meinen Koffer gepackt. Ein wenig Urlaub kann ja nicht schaden, habe ich mir gedacht."
I:"Und wo hast du Urlaub gemacht? Im Sauerland, oder an der See?"
O:"Nee, ich bin nach Österreich gefahren. In Wien haben Opa und ich immer Urlaub gemacht. Nach zwei Tagen habe ich dort Langeweile gehabt. Und weißt du was?"
I:"Nee..."
O:"Mein neues Auto hat so ein ganz neumodisches Gerät eingebaut. Man gibt einen Ort ein und das Dingens bringt einen dahin."
I:"Kenn ich, habe ich auch, nennt man Navi."
O:"Ahh...gut zu wissen. Naja wie auch immer. Dieses Navi hat mich dann nach Rom gebracht. Da war ich auch schon lange nicht mehr."

Ich war echt baff, manche sprechen von dem sprichwörtlichem Herzkasper: Meine Ur-Oma (zur Erinnerung: 88 Jahre, Alzheimer) ist einfach mal eine vierstellige Kilometerzahl mit einem nicht langsamen Auto gefahren...Wir haben ihr das Auto übrigens weggenommen (abgekauft hat es ihr die älteste Urenkelin). Sie war zwar nicht begeistert davon, aber der Straßenverkehr ist voll von Gefahren. Da muss Oma nicht auch noch eine werden. Am Ende hat sie es verstanden.

2 Kommentare:

  1. Ich wäre stolz drauf, so ne Oma zu haben!!! Glückwunsch!
    Und wo bitte ist der Alzheimer? Unfallfrei diese Strecke fahren, das Navi einstellen... Sagenhaft.

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  2. natürlich bin ich stolz auf meine oma....aber wenn sie doch wenigstens ein navi benutzt hätte, wäre die gefahr des verfahrens ausgeschlossen gewesen....

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